Das Voice Web mit Alexa erobern!

Sprachassistenten, allen voran Amazons Alexa erobern die Herzen und Wohnzimmer der Kunden. Die Entwicklung, ist der des Handys sehr ähnlich. Als die Mobiltelefone in den Neunziger Jahren eine immer breitere Nutzerschaft fand, wurden die „Early Adopter“ dieser Technologie oft schräg angeschaut. Von „Wichtigtuer“ bis, „sowas brauche ich nicht, ich habe schon ein Telefon„, wurden die ersten Handynutzer blöd angemacht.

Ältere Menschen profitieren von Sprachsteuerung

Senior mit Rollator

Heute höre ich Dinge wie, „sowas braucht kein Mensch“ und „ich stell mir doch keine Wanze ins Haus„, wenn es um das Thema Sprachassistenten geht. Dabei sind gerade diese letztgenannten die schwächsten Argumente gegen einen Amazon Echo in den eigenen vier Wänden.  Eine älter werdende Gesellschaft, wie die unsrige, wird in naher Zukunft, auf mehr Hilfe im Haushalt angewiesen sein. Gerade ältere Menschen, die schon körperlich eingeschränkter sind, profitieren von einer Sprachsteuerung im Haushalt. Man stelle sich , mal nur eine ältere Frau vor, die auf einen Rollator angewiesen ist. Da kann schon allein die Möglichkeit das Licht ein und ausschalten per Sprache eine riesige Alltagserleichterung sein.
Senior mit Sehschwäche
Auch die Sehkraft lässt im Alter nach, da sind Angebote, die mit Sprache abreiten sehr nützlich. Neben den Senioren mit Sehschwäche profitieren auch Blinde und Kinder, die noch nicht lesen können.  Das sind alles Menschen die eine Sprachsteuerung dringend benötigen. Soviel zu den Aussagen, dass sowas kein Mensch bräuchte. Zu den Punkt der Vollzeitinklusion gibt es auch Menschen die nur kurzfristig eingeschränkt sind und auf eine Teilzeitinklusion angewiesen sind. Ich denke das an Menschen, die ein Bein gebrochen haben oder bettlägrig sind.

 

Totale Überwachung? Ja bitte!

Wer in den achtziger Jahren des letzten Jahrhundert noch auf die Straße gegen den Zensus gegangen ist, findet sich heutzutage in einer Dystopie wieder, die für andere eine Eutopie ist.

Das „Wanzen Argument“, welches immer wieder von Kritikern angeführt wird, ist meiner Meinung nach ziemlich schwach. Schon jetzt ist die Nutzung von Smartphones mit Kameras und Mikrophonen Standard in allen Haushalten und die Edward Snowden Affaire hat doch schon vor Jahren offenbart, dass Geheimdienste an nahezu alle Informationen kommen können, wenn sie denn nur wollen. Die perfekte Wanze ist das Smartphone, weil es zusätzlich auch noch die GPS Daten übermittelt.

Bei einem Gerät, dass ich mir zu Hause hinstelle und in meinem WLAN einbinde, kann ich relativ leicht nachvollziehen, wie viel Daten übertragen werden, wann sie übertragen werden und über den Datentyp kann ich auch relativ leicht kontrollieren. Bei Mobiltelefonen ist das schon schwieriger für den normalen Heimanwender.

Wenn ich also in einer Welt lebe, in der ohnehin Daten entstehen und gesammelt werden, möchte ich auch selber davon profiteren. Ab einen bestimmten Grad der technologischen Verbreitung kann man sich der Technologie auch nicht mehr wirklich effektiv entziehen. Mir fällt dabei spontan Facebook als obligatorisches Social Network ein. Selbst wenn man Facebook meidet und keinen Account hat, kann man sich nicht sicher sein, dass das US-Unternehmen nicht doch noch Infos über einen selbst indirekt sammelt. Allein die vielen sozialen Kontakte, die man mit anderen pflegt, bieten genügend Gelegenheit dazu.

Das Internet wird allgegenwärtig

Wir haben uns daran gewöhnt Informationen über den PC und über das Smartphone abzufragen. Unsere Welt besteht aus Daten, die jeder Zeit produziert werden und können zum Großteil  auch abgefragt werden. Das ist die andere Seite der totalen Überwachung, die totale Informationsbeschaffung. Ich selber lebe schon in ein hochgradig automatisierten Haushalt. Meine Familie hat sich daran gewöhnt Informationen zuhause auch ohne PC und Handy abzufragen, allen voran meine Kinder.

Nie mehr Bedienungsanleitungen lesen

Bedienungsanleitung

Während bei uns nur die Lichter alle per Sprache steuerbar sind, wird es in naher Zukunft noch weitere Geräte geben, mit denen man sich „unterhalten“ kann. Auf der IFA in Berlin habe ich Waschmaschinen gesehen, die ich nach dem besten Waschprogramm für meine Wäsche fragen kann. Wenn die Waschmaschine fertig ist, sagt sie mir das per Sprache direkt oder als Nachricht auf dem Telefon. Ich muss nicht mehr Seiten von schlecht übersetzten Bedienungsanleitungen lesen, wenn ich das Gerät auch direkt fragen kann, und es mir die Bedienung ganz natürlich per Sprache erklärt. Allein dafür lohnt sich schon eine Sprachbedienung für jedes gerät, wenn man Service am Kunden zu Ende gedacht hat!

Amazon hat eine Mikrowelle angekündigt, die mit Alexa gesteuert werden kann. Auch wenn der Sinn eines solchen Gerätes erstmal nicht einleuchtet, steht es doch für eine Vision, die das Unternehmen für die Zukunft des Haushalts hat. Nämlich, dass alle Geräte im Haushalt per Sprache bedienbar sind und auch untereinander kommunizieren können. So kann ich die Mikrowelle mit weiteren Aktionsmuster in meinem Haushalt verknüpfen, Amazon spricht hier von „Routinen“. Ich selber bevorzuge lieber den Begriff „Rezept“ dafür. Ich kann der Mikrowelle einfach sagen, bereite mein Popcorn zu und sie wählt automatisch das passende Programm dafür aus.  Wer eine moderne Mikrowelle besitzt mit unterschiedlichen Programmen besitzt wird dies als Erleichterung empfinden.

Webseiten per Sprache steuern und die Konsequenz daraus

Als Onlinemakreter haben wir einen etwas anderen Fokus, nämlich wie bekomme ich meine Produkte mit Hilfe des Internets an den Mann oder die Frau. Aktuell bemerke ich aber eine gewisse Visionslosigkeit in meiner Branche. Man konzentriert sich auf den großen Google, auf Keywords und den ach so tollen Content, den man braucht, um seine Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen. Die Customer Journey findet primär zuerst bei Google statt und endet auf der Landingpage eines Onlineshops. Dieses Modell ist meiner Meinung nach ein Auslaufmodell, dass keine 10 Jahre mehr von Bestand ist.

Mit zunehmender Vernetzung der Haushalte, wird die Möglichkeit der Touchpoints, die eine Marke mit Kunden hat dramatisch erweitert werden. Auch der Kontext in der ein Gespräch mit einer Marke oder Produkt statt findet, wird sich deutlich erweitern. Wenn ich zum Beispiel einen akuten Bedarf habe oder etwas wissen möchte und ich einfach nur in den Raum hineinrufen muss, um eine Antwort auf mein Problem oder gar eine direkte Problemlösung bekomme, brauche ich keine Suchmaschine und keine Landingpage mehr besuchen.

Kritiker mögen einwenden, dass eine reine akustische Präsentation von Ergebnissen nicht gut ist, weil manche Dinge eben veranschaulicht werden müssen. Ich gebe als Kunde auch gerne zu, dass ich auch nicht die Katze im Sack kaufen möchte und mir bei größeren Anschaffung, auch gerne selber ein Bild vom Produkt mache. Dennoch möchte ich dagegen halten. Mittlerweile gibt es Geräte mit Bildschirm, die ich per Sprache bedienen kann und  auf den ich mich ausreichend über Produkte informieren kann. Ich meine damit zum Beispiel den Echo Show, der jetzt vor kurzem Überarbeitet worden ist.  Neben all den Trouble über die neuen Amazon Geräte, ging eine Neuerung fast unter, die aber ein revolutionäres Potenziell in sich bergt.

Die Einführung der Alexa Presentation Language (APL) eröffnet hier ganz neue Möglichkeiten und könnte zu einem neuen Standard für sprachgesteuerte Webseiten werden.  Als Entwickler kann ich das Design selber komplett bestimmen und jedes grafische Element mit per Touch und Sprache steuern.

Sprachgesteuerte E-Commerce für Jedermann

Dann wurde vor kurzem die Möglichkeit über Alexa direkt Produkte und Dienstleistungen anzubieten für alle Entwickler freigegeben. Ich muss also als Händler nicht unbedingt meine Produkte mehr bei Amazon listen, damit Amazon Kunden diese erwerben können. Ich kann jetzt auch meinen eigenen Skill erstellen und in diesen aktiv meine Produkte und Dienstleistungen verkaufen und das ganz ohne Verkaufsgebühr für den Amazon Marketplace! Für die Zahlungsabwicklung ist es jedoch erforderlich, dass der Nutzer ein Amazon Konto hat. Über Amazon Pay werden dann alle für die Transaktion notwendigen Daten sicher übermittelt.

Fazit

Wir befinden uns am Anfang des sprachgesteuerten Webs, ähnlich wie in den Neunziger Jahren gilt es jetzt die Plätze für Onlinemakreter zu besetzen.  Das Wachstum ist enorm, während Amazon letztes Jahr noch von insgesamt 25000 Skills für Alexa  sprach, hat sich innerhalb von nur einem Jahr die Anzahl auf über 50000 verdoppelt. Dabei nehmen allerdings Skills für den englischsprachigen Raum den Großteil davon in Anspruch, die Anzahl deutschsprachiger Skills ist gerade mal ein Zehntel davon!!!

Es bestehen also immer noch genügend Chancen um hier als Pionier ordentlich Marktanteile zu sichern und das nächste Ebay,Facebook oder Google für Sprache zu werden. Ich bedanke mich bei allen Lesern, die bis hierhin durchgehalten haben. Wer sich fragen hat, wie man nun selber im sprachgestüzten Web Fuß fassen kann, dem stehe ich gerne persönlich Rede und Antwort.

 

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