Der Blogger, das unbekannte Wesen?

Eine Studie von 2014 räumt mit den Mythen auf

Im Februar durfte ich als Blogger an einer groß angelegten Studie im Auftrag des Deutschen Fachjournalisten Verbandes (DFJV) teilnehmen. Die Studie wurde von der Universität Hohenheim durchgeführt und von den über 2400 Bloggern nahmen über 500 an der Onlinebefragung teil. 

Blogger Studie 2014
Foto: Blogger|(CC BY-NC-ND 2.0) von Jorge Quinteros

Es ging genau um das Selbstverständnis von Themenbloggern und das Verhältnis zum Journalismus.  Seit Jahren brodelt die Diskussion, ob Blogger die besseren Journalisten sind, ob sie überhaupt Journalisten sind. Die Befragung hat das bestätigt, wie  ich für mich selbst schon seit Jahren sehe und es ist für mich sehr befriedigend, dass ich mit meiner Position nicht allein dastehe. Eine sehr gute Zusammenfassung der Studienergebnisse kann man auf fachjournalist.de nachlesen.

Der typische Themenblogger

Anhand der Studie kann man einen typischen Themenblogger wie folgt chrakterisieren. Der deutsche tehemenbloggerist zu 71,7 % männlich und 37,7 Jahre alt.  Er ist sehr gut gebildet, denn über die Hälfte der Befragten gaben an, einen Hochschulabschluss zu haben.  Gerade mal 8,4 % äußerten sich, dass sie eine journalistische Ausbildung besäßen.

 

Wie arbeiten Themenblogger?

Wie arbeiten Blogger?
Foto: We can blog it | (CC BY 2.0) von Mike Licht, NotionsCapital.com

Der deutsche Themenblogger führt im durchschnitt 3,1 Blogs.  Meist führt er also mindestens einen Blog alleine (93,1 %), aber es kann auch gut sein, dass er zu 49,9 % auch in einem Gemeinschaftsblog mit anderen Bloggern bloggt. Wir Blogger sind nämlich sehr sozial und kommunikativ. Die Blogpostingfrequenz liegt bei 43,9 % für mehrere Beiträge pro Woche und bei 63 % bei mindestens einmal pro Woche. Wir Themenblogger nehmen uns im Durchschnitt 9 Stunden pro Woche für das Bloggen Zeit. Dabei gehen wir ähnlich wie Journalisten vor.  Unsere wichtigste Recherchequelle, wie sollte es anders auch sein, ist das Internet und davor allem andere Blogs. Aber nicht nur das gegenseitige Abschreiben charakterisiert uns, auch das persönliche Gespräch und das klassische Interview werden sehr gerne als Quelle verwendet. Offline Medien, wie z.B. Zeitschriften, Radio und TV spielen bei der Recherche eine untergeordnete Rolle.  Das ist meiner Meinung nach eine vertane Chance. es gibt so viele sehr gute Fachbücher mit der wie Blogger unser Wissen und Thesen untermauern könnten. Ich für meinen Teil, gehe auch mal gerne in die Stadtbibliothek und suche mir passende Quellen zur Vertiefung heraus oder bestelle mir gleich ein gutes Buch bei Thalia.

Übrigens fast alle Blogger (97,8 %) promoten ihren Content selber, das überwiegend über Soziale Netzwerke (82,2 %), wie z.B. Twitter, Facebook und seit neustem.  Google+. 75,42% haben ihren Blog in einem Bloggerverzeichnis, wie z.B. Bloggeramt und Bloggerei hinterlegt. 62,2 % machen über Kommentare in anderen Blogs auf sich aufmerksam und gerade mal 30,2 % nutzen die Möglichkeit der Gastbeiträge in anderen Blogs um sich zu promoten.  Das ist meiner Meinung nach sehr erstaunlich, stellt doch so ein Gastbeitrag die beste Möglichkeit der Selbstvermarktung da.  Leider wird aktuell das Instrument der Gastbeiträge als SEO Maßnahme missbraucht, was ich sehr persönlich schade finde. Auch wenn ich mit Gastbeiträgen als SEO Maßnahme überwiegend mein Geld verdiene, unterstütze ich die Idee der Gastbeiträge ohne finanzielle Interessen zur Stärkung von Bloggern.  Wer also selber Blogger ist und auf einen meiner Blogs für seinen eigenen Blog und sich werben möchte, kann das also gerne tun und mich anschreiben.

Das verdient man als Blogger

Bei diesen Thema glaube ich nicht, dass alle Teilnehmer ehrlich waren. 74,5 % erzielen Einnahmen mit ihren Blogs, im Schnitt sollen es  nur 543 € im Monat sein. Gerade mal 11,9 % der befragte Blogger gaben an, 1000 € und mehr zu verdienen. Die Einnahmen werden überwiegend durch Werbung und Affiliate Marketing generiert.

So verdienen wir Blogger unser Geld

  • 66,9 % Werbeeinahmen
  • 60,9 % Affiliate Marketing
  • 47,5 %Verkauf von bezahlten Beiträgen (Advertorials)
  • 26,1 % Indirekteinnahme (z.B. über Aufträge im ausgeübten Beruf)
  • 19,1 % Verkauf von eigene Produkten über das Blog
  • 16,7 % bezahltes Bloggen über Veranstaltungen
  • 10,4 % Berufseinkommen durch  Blogtätigkeit

Vgl: PDF DFJV Studie Seite 25

Fazit

Ich möchte mal behaupten der tatsächliche Verdienst dürfte viel höher liegen, wen ich mir die Preise für Gastbeiträge auf so manchen Blog anschaue, die auch mal locker mehrere Hundert Euro kosten können, sind die durchschnittlichen 543 € deutlich zu tief gestapelt. Sicherlich kann man mal den einen oder anderen  Blogger auch mal mit einem „Fuffie“ motivieren, doch meist handelt es sich hierbei um Blogger die  ihren eigenen Wert deutlich unterschätzen. Zudem ist es nicht ratsam in solchen „billig“ Blogs Artikel zu sponsern, da sie ihren Blog höchstwahrscheinlich zu häufig für Undercover PR Maßnahmen verkaufen werden, schließlich müssen sie ja auch von etwas leben. Doch die Gefahr  für Blogger von Google als Linkschleuder identifiziert zu werden, ist größer als gedacht. Links von solchen Blogs können dann eher schaden als nutzen.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Google sehr gut versteht, wie oft von einer Domain extern verlinkt und berücksichtigt das auch als Rankingsignal. Wer zu oft extern verlinkt schwächt seine eigene Seite. Vom Gefühl her kann ich auch eine Korrelation von der Höhe der Google Adsense Einhamen und externen Links erkennen, je mehr extern verlinkt umso niedriger ist der Google Adsense CPC, ein Teufelskreis. Das ist wohl gemerkt nur ein Gefühl, das ich aus eignen Beobachtung von eigenen Projekten schließe, vielleicht ist das auch nur ein ein Scheinzusammenhang. Wenn andere Blogger eine ähnlichen Zusammenhang sehen,wäre ein Kommentar dazu sehr hilfreich.

Die Studie hat meiner Menug nach eine große Schwäche, sie berücksichtigt gar nicht die Videoblogger und Podcaster. Als Blogger verbeite ich miene Content nicht nur in Schriftform, sondern produziere auch gelgentlich eien Youtube Video oder einen MP3 Podcast.  Die Frage nach der eigentlichen Content-Produktion ist in dieser Studie also leider nicht umfassend berücksichtigt wird, dennoch ist die Studie aussagekräftig und vermittelt eine ersten Eindruck wie wir Blogger ticken.

Die Studie kommt zu den Schluss, das Themenbloggern den klassischen Fachjournalisten ebenbürtig sind. Wir Blogger verstehen uns auch als Journalisten, die eine neu Form des Journalismus ausüben. Auch uns ist eine neutrale Informationsvermittlung wichtig. Wir möchten unseren Lesern Sachverhalte erklären und weiterhelfen. Aktualität ist uns mindestens genauso wichtig, wie dem klassischen Journalisten. Das Verhältnis zwischen Bloggern und Journalisten kann sich befruchten und das Konkurrenzdenken wird in Zukunft weniger ausgeprägt sein.

3 Kommentare zu „Der Blogger, das unbekannte Wesen?“

  1. Danke für die Zusammenfassung.
    Diese Studie zeigt im Grunde nur, dass es nicht „den“ Blogger gibt. Alle habe unterschiedlichliche Beweggründe und Bilder von der eigenen Tätigkeit.
    Die Studie sollte von jeder Kommunikationsabteilung gelesen werden. Denn dann lassen sich die richtigen Schlüsse für die neue Art der Media Relations, Pressearbeit plus Blogger Relations ziehen.

  2. Hi Sammy,

    danke, sehr spannender Beitrag!

    Du zweifelst die Angaben zu den Blogeinnahmen an. Sicher wird beim Thema Geld häufiger unehrlich geantwortet als bei anderen Themen. Ich kann mir auch einen umgekehrten Effekt vorstellen, dass jemand aus Stolz einen Betrag nennt, der vielleicht nur ein Mal erreicht wurde (im „Rekordmonat“), aber nicht dem Durchschnitt über einen längeren Zeitraum entspricht.

    Dazu kommt, dass Mittelwerte irreführend sein können, vor allem wenn man die Verteilung nicht kennt. Ich glaube es gibt viele Blogger, die sehr sehr wenig verdienen, z. B. weil sie aus Spaß in ihrer Freizeit schreiben und es gar nicht auf hohe Einnahmen anlegen. Einfaches Rechenbeispiel: drei „ernsthafte“ Blogger mit je 1.500 € pro Monat, und sechs „Freizeitblogger“ mit je 10 € pro Monat ergeben ein Durchschnittseinkommen von 506,67 €, also etwas unter dem oben genannten Betrag.

  3. Zum Zusammenhang zwischen externen Links und Adsense-Einnahmen / CPC: Da bin ich mir nicht so sicher.

    >Wer zu oft extern verlinkt schwächt seine eigene Seite.

    Kann ich nachvollziehen.

    > je mehr extern verlinkt umso niedriger ist der Google Adsense CPC, ein Teufelskreis

    Ich bin kein ausdrücklich kein Profi – das erscheint mir nicht plausibel. Meines Wissens ist der CPC themenabhängig. Bei Versicherungsthemen gibt es z. B. höhere CPC als bei anderen Themen. Wie soll das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein von externen Links den CPC bei demselben Artikel beeinflussen? Nachvollziehen kann ich, dass bei vielen externen Links evtl. der PageRank fällt und dann entsprechend weniger Traffic auf der Seite ankommt. Das wirkt sich auf Impressions und Klickzahlen aus, aber auf CPC? Kannst Du das erläutern?

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